Samstag, 29. Juni 2024

Argön: am Morgen


YH: Gestern Abend haben wir einen langen Spaziergang quer über die Insel gemacht. 3 km hin und 3 zurück , immer wieder überrascht von Erdkröten, die in der Dämmerung auf Nahrungssuche waren. Eine schöner als die andere. Die Insel gehört der Natur, nur in der Bucht und auf der anderen Seite gibt es menschliche Spuren. 
Heute Morgen dann, nach einem ausgiebigen Regenguss sind wir mit viel Wind erwacht. Sehr viel Wind, es war sofort klar, dass wir so nicht weiter können. Weshalb eilen? Andreas hat die Sauna schön eingeheizt und wir haben das Ritual genüsslich gepflegt. Das kalte Ostseebad (nackig natürlich, ist ja niemand da) macht mir schon beinahe nichts mehr aus. 
Am Nachmittag haben wir mit dem neuen Omnia Backofen Kuchen gebacken

Jetzt grad sind wir unterwegs in den laaaangen Sonnenunter- und bald Aufgang. 
AH: Ankunft bei "Nacht" (1 Uhr) in einem kaum beleuchteten Hafen mit eine Heckboje, die dann auf Wanderschaft geht...

Bei soviel Licht kann/will ich kaum schlafen.








Freitag, 28. Juni 2024

Agön: Jetzt wird's windig und nass


AH: Nach einer Schaukeltour sind wir in einer Bucht auf Agön angekommen. Die Dünung (mit wenig Wind) erzählt von vergangenen Tagen, an denen der Wind die Wellen entfacht hat, aber jetzt sind sie Überbleibsel, die uns gehörig durchschütteln.


Dann aber kaum, dass wir an einem Steg festgemacht haben, frischt der Wind auf und wir entscheiden Tiny auf die Lee-Seite des Stegs zu verholen. Das stellt sich als gute Idee heraus, denn kaum ist Tiny wieder fest, sehen wir eine Böhenwalze auf uns zukommen.


Das wird Wind geben! Wir bringen noch eine Sicherheitsleine aus und ziehen uns an Land zurück. Und dann geht es los. Schaumkronen auf dem Wasser, Fahne gesteckt: Ein Glück, dass wir das am Steg abwettern können.


Der wind ist so stark, dass sich der Beton-Steg verschiebt. Glücklicherweise ist er aber mit Ketten am Boden verankert, sodass er nicht auf Trift geht.

Aber der Spuk ist mit Blitz und Donner auch bald vorbei. Dann setzt beharrlicher Regen ein. Jetzt (23h) hat er endlich aufgehört - immerhin Tiny ist sehr dicht!

Das sind übrigens keine Pantoffeltierchen oder andere Einzeller, sonder unser Mast durch einen Regentropfen gesehen.

Donnerstag, 27. Juni 2024

Storjungfrun: Sauna wie es sich gehört

 

YH: Wir versuchen auf unserem zügigen Ritt in den Norden möglichst aussen zu bleiben, d.h. nicht lange Anfahrten in Buchten.


So hat sich ins als nächstes Ziel die aussen (östlich) gelegene Insel Storjungfru geeignet gezeigt. Gute Distanz und es sei sogar ein Gästehafen.


Als ich im Handbuch nachschaue, stimmt das zwar, aber das einzige Angebot (nebst der atemberaubendn Natur) ist eine Sauna. Drei Boote nächtigen hier. Der schwedische Bootsnachbar hat eingeheizt und ist als erster rein. Später wir, zum Schluss das deutsche Pärchen. Alle mit anschliessendem Ostseebad. Grossartig. 


Über uns allen ein wolkenlos, hellblauer Himmel ohne einen einzigen Kondensstreifen. Die laute Zivilisation ist schon weit weg, das spüre ich deutlich. Nördlich von Stockholm beginnt ein anderes Schweden.



Mittwoch, 26. Juni 2024

Eggegrund: an der Boje fest

YH: Heute war ein Tag der Superlative. Wir konnten vom ersten Moment an segeln, das Wasser war gleichmässig ruhig. Der Wind dennoch genügend, um uns mit halbem Wind 35 Seemeilen (was für uns als Tagesetappe viel ist) bis hier an diese vorgelagerte Insel zu blasen. Eine traumhafte Nordsonne schien vom wolkenlosen Himmel. Kaum andere Schiffe unterwegs, beinahe rundum blaues Meer. 


AH: gegen Ende dreht dann der Wind auf achtern. Das bringt uns auf die Idee, mit Genacker und Fock einen Butterfly zu segeln. Das ist weniger gefährlich und der Genacker lässt sich bei zu viel Wind ganz schnell wieder aufwickeln.

YH: Dann das i-Tüpfelchen: Eine der beiden SXK Bojen war noch frei. Das sind ausgelegte Bojen vom Schwedischen Segelklub, welche Mitgliedern (wie wir) zur Benutzung freistehen. Man kommt, pickt ein und ist sicher für die Nacht. Ich habe den Zustand der Zivilisationsflucht bereits erreicht und möchte möglichst so nächtigen. Die Hoffnung ist, dass im Norden die Bojen eher frei sind. Im Ballungsraum Stockholm waren sie oft besetzt. Hier noch ein paar sprechende Bilder des Tages:



Tabernakel: damit unser Kartentablet nicht zu heiss wird, ist es mit einem Lappen bedeckt. Ab und zu heben wir den Vorhang zum Allerheiligsten. 😉


Mittagsruhe auf Deck.
Starfoto von Tiny im Hafen von Öregrund.




Dienstag, 25. Juni 2024

Öregrund: Schliesslich groggy....


8:00 ablegen. Yvonne will unbedingt die Segler vom Midsommersail sehen. Sie haben das gleiche Ziel: Törre, aber starten von Wismar (südlichster Punkt der Ostsee - nostopp Tag und Nacht bis zum nördlichsten Punkt der Ostsee. Nach 14 Tagen müssen sie spätestens ankommen. Jetzt sind die meisten gerade auf Höhe Stockholm. Also motoren wir nach Osten aus den Stockholmer Schären hinaus auf die freie See. In der Ferne ein Segler, den wir kurzerhand als Teilnehmer identifizieren, der aber bald aus dem Blickfeld verschwunden ist. 


Nun kommt langsam der Wind, wie vorhergesagt aus Süden, aber meist stärker als in der Ansage. Da der wind recht flau anfängt, setzen wir auch unseren Genacker. Das ist ein Leichtwindsegel so ähnlich wie ein Spinacker, nur leichter zu handhaben. Aber es hat eine Riesenfläche. So segeln wir einem Mitsegelnden stolz davon (bis zum nächsten Kurswechsel, wo wir auf Nr. Sicher gehen und den Genacker wieder einrollen. Drauf macht sich die Konkurrenz auf und davon.

Nun sind wir auf der freien See. (Angeblich gibt es Bayern, die von dem Ostsee sprechen). Der Wind kommt jetzt auffrischend von hinten. Wir segeln also Butterfly: Vorsegel nach der einen Seite, Hauptsegel nach der anderen Seite - und das etwa 8 Stunden. 

Dieser Kurs ist ziemlich anspruchsvoll, weil der Wind genau von hinten kommen muss. Wenn er zu sehr von einer Seite kommt, steht entweder das Vorsegel nicht mehr back (d.h. es versteckt sich hinter dem Grosssegel) oder das Grosssegel halst, was wirklich gefährlich ist: Der Baum kommt mit Karacho von der einen Seite über hinten auf die andere Seite (Patenthalse), wer da seinen Kopf im Weg hat, ist wenn er Glück hat nur spitalreif... Wir haben auf diese Weise schon mal eines unserer Backstagen aus dem Rumpf gerissen.

Yvonne hat also ausser dem vermuteten Teilnehmer keinen Midsummersailer gesehen (ich natürlich auch nicht.) Die segeln nicht unter Land. Was wir dagegen sehen ist Sonne: Sonne recht hoch am Himmel, Sonne am Nachmittag, Sonne am Abend. Letzteres ins ziemlich anstrengend, weil wir genau in Sonnenrichtung segeln, die von oben blendet, während das Wasser von unten durch Reflektion des Sonnenlichtes zusätzlich blendet. 

Dafür war es aber eine verlängerte Goldlichtzeit: Gute Fotoaufnahmen der Natur werden bevorzugt in diesem Licht aufgenommen.

Also nach fast 50 sm und 12.h Fahrzeit legen wir noch ein mustergültiges Anlegemanöver hin: Bug an Heckboje und mit dem Heck rückwärts an den Steg. Die am Steg uns erwartenden Finnen und Schweden versuchen sich ihre Verwunderung über diese Schweizer nicht anmerken zu lassen.

Nach dem Festmachen noch etwas Bordküche und dann fällt Yvonne knatschkaput in die Koje. Ich höre jetzt nur noch gaaanz gleichmässige Atemzüge. (Eigentlich hätte sie heute schreiben wollen/sollen, aber nach so viel Sonne und schliesslich noch Stress, weil ich den Genacker nochmals hochgezogen habe und dann so richtig Wind kommt, sodass Tiny nach vorn schiesst, aber Yvonne diese Segelblase nur noch weg haben will.)

Montag, 24. Juni 2024

Furesund: Da wo ich bin, ist vorne!


AH: Heute warten wir auf die Öffnung des Yachtzubehörladens. Vorher findet Yvonne, sie müsste hinten putzen. Hinten ist im Bug. Da sie aber in Heck-Nähe schläft, ist hinten vorne: denn sie meint: "Da wo ich bin, ist vorne¨"

Das Warten auf den Yachtzubehörladen ist aber ziemlich vergeblich: Er hat die gesuchte Karten nicht...

Also machen wir uns auf den Weg.

Es ist klar, kühl und zunächst windstill. Dann kommt langsam Wind auf, natürlich wieder auf die Nase, sodass wir eine Weile gegenankreuzen. 

Irgendwann kommt dann Pöttpött. 

Ach ja: er hat sich wieder eingekriegt: Ein 1/2 l Öl wirkte Wunder. Yvonne hat sich der mühsamen Übung "RFM" unterzogen: Read the Facking Manual!

So kamen wir dann auf die Ölfrage. Technisch völlig unverständlich, dass ein Motor bei Ölmangel nicht läuft. Entweder er läuft oder es gibt einen Kolbenfresser! Aber da die Hersteller ihre technisch nicht versierten Kunden bei Laune halten wollen, haben sie offenbar eine Drossel eingebaut, die den Motor schlapp macht, wenn nicht genug Öl drin ist.
Naja, muss man halt drauf kommen....



Es ist im Übrigen schön kalt, aber auch schön und schön kalt.

Hier also ein Bild für 'schön':


Und hier eines für schön kalt....

Es geht dann immer geradeaus. Da wir den Autopiloten eingeschaltet haben, kann man sich anderem hingeben, z.B. dem Schlaf. Aber das ist dann wieder gefährlich. Es geht zwar nicht so schnell wie beim Autofahren, aber es ist gleichwohl fahrlässig.


Plötzlich kommt dann so einer:

Un der der kommt lange erst genau auf uns zu, wir fangen schon an auszuweichen, aber dann ändert er seinen Kurs und fährt quer an uns vorbei.


Am Abend wieder Hafenruhe und ein schönes Restaurant, das ich offenbar schon einmal mit Yvonne besucht habe, aber ausser dem "Rednerpult" an dem die Gäste warten müssen, bis ihnen jemand den Platz anweist, überhaupt nicht mehr erinnere, während Yvonne noch die Speisekarte fast auswendig konnte.

Sonntag, 23. Juni 2024

Vaxholm: Döing - nun mit Hut weiter

AH: Noch früh am Morgen - richte ich mich auf - und Döing! Wenn das Ende des Baumes (das ist der horizontale Ausleger, an dem das Hauptsegel befestigt ist) und mein Kopf (das ist das obere Ende meines physischen Leibes) zusammenstossen und es hohl klingt, dann muss das allemal am Baum liegen? (um ein Sprichwort von Lichtenberg zu missbrauchen) 

Nein, es klingt nur dumpf und löst meinen verärgerten Ausruf aus. Yvonnes Untersuchung (bei Ankunft) ergibt: tief im Gesunden schneiden: Haare weg, damit das Steristrip hält. Es hält aber trotz grosszügiger Freilegung eines Teils meines Skalps nicht. Also von jetzt ab mit Hut weiter.

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Wir legen also ab. Aber der Wind kommt auf die Nase. Erst mit E-Motor, dann mit Pöttpött. Aber Pöttpött ist launisch. Sobald ich Gas gebe, macht er "pfft - leck mi!" und stellt ab. So tuckern wir mit Gasstellung Leerlauf dahin. Aber es geht durch einige Meerengen mit rechtem Verkehr: E-Motor muss helfen. 

Schliesslich sind wir im Stockholm-Fjord, der etwas grosszügiger ist und - Überraschung - Yvonne hat das Motoren satt und will segeln, am liebsten nur mit Vorsegel. Also! Aber dann bin ich sehr deutlich dafür, dass auch das Gross hochgezogen wird. So kommen wir im gemächlichen Schritttempo vorwärts. Aber wieder der Wind auf die Nase. Da wir ja Zeit haben, kreuzen wir gegenan. 

So geht das eine Weile, dann biegen wir nach Vaxholm ein: quasi eine eine Schiffsschlange kommt uns entgegen: unser AIS ist dauernd am Quieken. (Es quiekt, wenn Kollisionsgefahr besteht.) Wir vermuten, lauter Stockholmer, die morgen wieder arbeiten müssen. Vaxholm Hafen war schon beim letzten Mal kein besonderes Erlebnis. 

So auch diesmal. 

Aber gut gegessen haben wir im Hamnkrogen. Da nun auch der Himmel aufgerissen ist - jetzt nach Sonnenuntergang sogar ganz aufklart, sind wir besänftigt. 

Vielleicht hat der Pöttpött ja nur zu wenig Öl gehabt? Jedenfalls habe ich nachgefüllt. Morgen sehen wir weiter...