Sonntag, 30. Juni 2024

Lill-Lubban: Total nass!

AH: Nachdem wir gestern um 1 Uhr - sprich heute morgen - in die Kojen kamen, sind wir dann um 8:00 schon wieder ausgelaufen. Wegen der Pöttpött-Fahrten der letzten Tage ist der grosse Kanister jetzt ziemlich leer. Wir müssen also sparen, da es in dem Kaff keine Tankstelle gibt. 

Haben wir auch: Wenige Tropfen (<100) Benzin vergossen, aber nicht im Pöttpött verbrannt, sondern auf dem Decksboden verteilt, weil der Verschluss nicht 100% zu war. Dafür nur gesegelt!

Unser Verhältnis von Segeln zu Motoren ist 141sm zu 71sm: <stolz>

Gesegelt? Man kann auch sagen geritten: Der Wind kam wieder von hinten (platt vorm Laken) und wir mit Butterfly vorneweg. Damit das Vorsegel nicht back steht, habe ich die ganze Zeit vorn gesessen und mit dem Bootshaken die Fock ausgebaumt. 

Yvonne dagegen hat ganz tapfer den Rest erledigt: Karte lesen, mir sagen, wie lange ich davorn noch sitzen (und etwas frieren) muss, aber vor allen Dingen die Wellen aussteuern und dabei den Kurs behalten. So eine höhere Welle von hinten sorgt dafür, dass das Boot giert, rollt und nickt. Also eine Bewegung wie ein Korkenzieher den man nicht durchdreht, sondern immer wieder hin und her.

Das Steuern ist dann ziemlich anspruchsvoll, wenn die Wellenlänge etwa der Bootslänge entspricht. Die Wellen wollen das Boot immer quer drehen. Da aber so viel Wind weht, dass wir fast Wellengeschwindigkeit haben, surfen wir die Wellen herunter (mit z.T. > 8 kn), bis sie uns unter dem Schiff überholt (eigentlich "unterholt") haben, danach muss das Boot bergauf fahren und wird deutlich langsamer. Wenn dann der Wind nachlässt, sind die Segel nicht mehr stramm und wollen auf die andere Seite. Das verhindern wir durch das Ausbaumen (siehe oben) und durch eine Bullentalje, eine Leine, die den Baum daran hindert einen Seitenwechsel zu vollziehen (Patenthalse, wie beschrieben rücksichtslos gegen Mann und Boot).

So kommen wir schnell voran, sind aber trotzdem doch 4h Achterbahn gefahren... Dann kommen wir in einer einsamen Bucht an einen Anleger vom Schwedischen Krysarclubben (wo wir wegen der Möglichkeit, deren Bojen zu benutzen, Mitglied sind) an und legen ganz sachte an. 

Meine Anweisung: "Jetzt spring auf den Steg!" folgte Yvonne auf eigene Art: Sie ist plötzlich verschwunden und ich höre es platschen. Jetzt ist sie tatsächlich beim letzten Schritt ins Wasser gefallen! Ich eile nach vorn uns sehe sie ganz hilflos mit aufgeblasener Schwimmweste in voller Montur im Wasser! Meine weiteren Kommandos, die Leine fest zu machen, bleiben folgenlos. So springe ich meinerseits an Land, damit sie nicht vom Boot überfahren wird. Nach einigen Umständen ist das Boot soweit unter Kontrolle, dass ich meiner Schiffbrüchigen beim an Land kommen helfen kann. Die Arme: völlig durchnässt, verbeult und aufgeregt muss sie sich erst einen Moment berappeln. Dann kann sie wieder schimpfen - erstmal auf mich - ein gutes Zeichen! Die nachträgliche Analyse zeigt: Das ging noch (recht) glimpflich ab. Bei Müdigkeit wird vor letzten Schritten gewarnt!

Finnische Stegnachbarn informierten uns dann über die letzten Fussballergebnisse "Swiss is doing a good job..." Donnerwetter 2:0 gegen Italien!

Mittlerweile (23 Uhr) tröpfelt es wieder, aber die Sonne zaubert einen schönen Silberstreif an den Horizont. 

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