Dienstag, 2. Juli 2024

Lusthamn: David & Goliath


AH: Hat sich doch ein Goliath neben unseren kleinen David gelegt! Doppelt so lang und Motorboot. Saubonzen (wahrscheinlich)! Aber heute morgen kommt ein OM (Amateurfunkabkürzung für Old Man)  von diesem Superboot und quatscht beim Wasser holen Yvonne an. Es entwickelt sich ein Gespräch: Er überführt dieses Boot nach Stockholm (usw.)

Ich denke noch: Donnerwetter so einen Kahn einhand zu führen - nicht schlecht! Er ist jedenfalls kein Saubonze, sondern richtig nett.

Nachdem wir alles erledigt haben, kommen wir zu Tiny zurück. Das einzige ungelöste Problem: Wir haben uns einen Kugelfender gekauft, aber hatten keinen Adapter um ihn aufzublasen. Der Hafen"meister" ist eher eine studentische Aushilfe, mit dem sich solche Probleme  nicht lösen lassen. Also frage wir die Nachbarschiffe. Nein, soetwas haben wir leider nicht. 

Da die mit ihrem Superkahn gerade ablegen wollen, frage ich den Yvonne-Anquatscher, ob er so einen Adapter hat. Und haste nicht gesehen: plötzlich tauchen auf diesem Einmann-Kahn 5 weitere Figuren auf. Daraufhin Yvonne: "Ich dachte, sie fahren das Ding alleine!" Er schlagfertig: "Das ist meine Crew." Darauf ein Gelächter der übrigen 5. "Aha!" jedenfalls taucht dann der Skipper in eine Kiste unter und kommt mit einer Fender-Pumpe wieder ans Tageslicht. Er hilft mir dann mit viel Witz und vielen Witzen, unseren Kugelfender aufzublasen: Richtig nette Leute! Allein, das Equipment ist für unseren Kugelfender nicht geeignet, sodass wir die gemeinsame Aktion aufgeben. Was aber bleibt ist ein liebenswerte Eindruck von einer hilfsbereiten vergnügten Männercrew, die diesen Kahn nach Stockholm überführt.

Wir kehren also an unseren gestrigen Hafen zurück, um dort den Fender aufzupumpen. Ich habe gesehen gehabt, dass sie dort eine Einrichtung zum Aufblasen haben. Aber ich habe das mit den vorhandenen Pistolen nicht hinbekommen, so klopfe ich also an die Tür einer Art Hafenmeisterei, in der 4 OM's (noch älter als die vom Kahn) sitzen und frage, ob sie mir helfen können, daraufhin der mir nächste "Ja, aber erst trinke ich meinen Kaffee aus!" Ich: Ja, natürlich, keine Eile!" Dann zieht aber der Älteste (80+) davon und der Erste sagt: "Der weiss Bescheid!" nun entspinnt sich ein Gespräch über die Reisedauer von Basel bis Lübeck auf dem Wasserweg, Der 80+ kommt zurück und hat tatsächlich eine Luft-Pistole, die er  mir gibt. (Luftpistole ist nicht mit Luftgewehr zu verwechseln: Es ist ein metallener "Stroh"halm, mit einem Griff, der das Regelventil bedient.) Ich nehme diese also mit nach draussen zum Kompressoranschluss. Hier hilft mir wieder jemand anderes, diese Pistole auf den Anschluss zu bekommen. Der Anschluss klemmt. Kaum hat er den ursprünglichen Anschluss heruntergewirkt, ist er auch schon verschwunden. Mit der Pistole habe ich dann tatsächlich den Fender aufblasen können. Die Pistole habe ich dann meinerseits vom Anschluss heruntergewirkt - er klemmte natürlich auch bei mir - und in der Hafenmeisterei wieder abgegeben. Die alten Herren wirken zwar recht schrullig, waren aber total nett! Was so ein Fender nicht alles an Freundlichkeit lostreten kann....

YH: oft sind unsere ersten Eindrücke falsch, woher kommt das nur? Das ist wohl einer der besten Gründe fürs Reisen. Man wird/macht sich Angewiesen auf Hilfe und bekommt diese auch. Der Mensch/man hilft wohl gerne. In unserer Hochgerüsteten Wohlstandswelt braucht ja niemand mehr irgend etwas…


Die restlichen 30sm sind Segeln von Flaute bis ziemlich Welle, von Motor bis alle Segel oben. Und Yvonne freundet sich laaangsaaam mit dem Genacker an, sie hat ihn mehrere Stunden allein gesegelt, während ich mich in die Koje verzogen habe. Dann gibt es Hamburger à la Tiny auf offener See!

So kommen wir gegen 21:30 im Lusthamn an: Die Sauna ist noch warm - und wir ziemlich durchgefrohren. So haben wir ihr noch einen kurzen nächtlichen Besuch abgestattet, wobei nächtlich falsche Vorstellungen hervorrufen könnte: Selbst jetzt 0:10 ist es noch hell genug um Zeitung zu lesen.

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