Donnerstag, 25. Juli 2024

Härnösand: Andersch abgelegen wie Berghamn



AH: Eigentlich habe ich heute über Abschied und Verlassen schreiben wollen - dazu auch das nebenstehende Bild: Ein Rückblick auf eine Landschaft, die wir gerade verlassen haben und die immer mehr von Grün über Blau zu Grau wird.

Aber dieser Tag geht anders weiter! Yvonne sagt gerade: "Ich finde wir liegen schön hier hinter der Baustelle" und lacht. Sie ergänzt: "Nein, ich finde es schön, schön hinter der .... (Pause) Andersch abgelegen wie (sic!) Berghamn" 
Ja, irgendwie abgelegen in Härnösand. Mein Rundgang durch die "schönste Stadt in Nordschweden" endet als ich mittags Yvonne aus dem Schlaf hole: "Es hat den morbiden Charme einer Ostblock-Metropole: Bombastische Bauten in vereinsamter Umgebung." 
Es hat damit begonnen, dass wir an einem Steg mit ziemlichem Wind von hinten mit Heckboje angelegt haben, um zu tanken. Ich habe also unsere neuen Kanister aufgedreht und geschätzt wieviele SEK ich drücken muss, damit die beiden Kanister voll werden. Der Vorgänger hat mit 500SEK 20l tanken können. Also probieren wir mal 700SEK für 30l. Das geht per Kreditkarte. Und die Zapfsäule  zapft genau 0.04l. Beim 2. Versuch zapft's und zapft's genau 0l. Das Zapferli ist offenbar alle!
Dann legt eine Schwedin mit einem Motorboot zum Zapfen an. Auch sie zapft genau 0l. Ich: "I suppose: "It is empty." Sie nimmt ihr Handy und telefoniert (eine ganze Weile) mit dem Zapfsäulenzuständigen: "He said: They should came yesterday, but they didn't. Today it can be 10mins or 1h. I go shopping in the meantime." 
Wir auch: Wir kaufen neben einer Reserve-Zündkerze (Pöttpött macht zwischendurch auf halbschlapp: Ich muss den Choke zusätzlich ziehen um es bei Laune zu halten) und einen anderen Kanister, bei dem man sehen kann wieviel noch oder schon drin ist, damit nicht wieder alles überläuft.
Auf dem Rückweg sehe ich, dass die Anzeige auf der Zapfsäule nicht mehr 0l anzeigt. Das Ding ist also wieder voll und nach kurzem unsere Kanister auch.
Dann geht es weiter zum Maxi-ICA, das riesige Zentrum für Einkäufe für bestimmt alle Häuschen in 70 km Umkreis. Und neben prall gefüllten Einkaufstüten und Rucksack bekomme ich neue Sandalen. (Die alten - die mich lange treu getragen haben - waren sozial nicht mehr zu verantworten: Entsorgung in eine Mjöl-Station). Der Maxi ist am anderen Ende der Stadt - wir pilgern also wieder zum Hafen mit besagten Tüten zurück. 
Unterwegs kommen wir noch an einem Automuseum vorbei und erinnern uns, dass es einne nicht ganz kleine schwedische Subkultur gibt, die mit Strassenkreuzern herumfährt. 

Im Schiff werden die Tüten verstaut und es kommt die nächste Aktion:
Anlegen am Gästehafen mit Heckboje und starkem Seitenwind. Wir besprechen das Anlegemaneuver: "Du fasst die Heckboje in Luv, klingst die Leine ein und gibst mir sie mir nach hinten. Dann gehst Du nach vorn und nimmst die Bugleine und versuchst uns an dem seitlichen Geländer vom Gasthamn festzumachen. Wenn Tiny fest liegt, gehst Du mit einer langen Leine über den Steg an die Stelle, wo wir am Ende festmachen wollen. Wenn der Wind schwach genug ist, gehen wir direkt an den Steg am Ufer. Aber dann musst Du schnell einpicken in den dortigen Ring, sonst treiben wir bei dem Seitenwind hoffnungslos ab."
Also auf geht's! Der Wind ist ziemlich stramm, wir müssen dem E-Motor deutlich Power geben.  Während wir die Boje ansteuern, bitte ich den jungen Typen auf dem Nachbarboot, uns behilflich zu sein und unsere Leinen anzunehmen. (Etwas was jeder Segler sofort versteht und schon von sich aus macht.) Dummerweise ist dies aber ein (recht teures) Motorboot. Und der Typ guckt uns nur verständnislos an. Leider habe ich nun keine Zeit, mehr ihm auf die Sprünge zu helfen, denn die Boje ist da. So müssen wir alleine fertig werden. Immerhin hat der Wind ein Erbarmen: Er lässt gerade nach! Yvonne gelingt es tatsächlich in den Ring einzupicken. Allerdings hat sich ihre Leine in ein Whooling verwandelt, sodass sie sie nicht am Boot belegen kann. So steht sie mit dem Whooling in der Hand, aber hält wacker fest. Ich eile nach vorn und mit vereinten Kräften bekommen wir Tiny schliesslich fest....
Für Yvonne jetzt: Fiesta! Und für mich: Stadtrundgang (siehe oben). Unser späterer, gemeinsamer Rundgang endet dann bei McDonald. Yvonne meint hinterher: "Das war unser letzter McD überhaupt!" Worauf hin ich einlenke: "Aber wir haben doch die Aufnahmeprüfung bestanden!" Aufnahmeprüfung? Bestell mal was bei McD! Da musst du vorher eine IT-Ausbildung erfolgreich abgeschlossen haben. Glücklicherweise habe ich mich noch an die verschiedenen Schritte noch aus früheren Übungen erinnert. Z.B. dass du am Schluss noch die Nummer eingeben musst von dem benummerten Ständer, den du vom Stapel mitnehmen musst an deinen Tisch, damit die Bedienung weiss, wohin sie liefern soll. 
Wir haben unsere Big-Mac's bekommen, allerdings habe ich die Essprüfung nicht völlig bestanden: Nach mehreren Bissen fiel das Ding auseinander. (Immerhin nicht auf die Hose!)
Eben: "Nein, ich finde es schön, schön hinter der .... (Pause) Andersch abgelegen wie Berghamn" 



 

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