Sonntag, 21. Juli 2024

Holmön: Hafenkino

Aber der Reihe nach: Heute morgen haben wir unseren etwas morbiden Hafen verlassen und sind mit ziemlich schwachem Wind unter viel Tuch (Butterfly mit Genacker) nach Hölön, einer Insel zwischen Umea und Vasa gesegelt. In der Sonne ist es schön warm, aber im (Segel)Schatten recht kühl


AH: "Grün ist nicht unser Problem, sondern violett." sagt Yvonne gerade. Wir planen die nächsten Etappen und haben vorhin beim Grillen gelernt: "Don't miss fair winds!" Die Farben sind die Kennzeichnung der Windstärken. Und violett heisst fast windstill. 

Im Hafen von Hölön stecken zwei rote Stäbe im Wasser, die schwer zu deuten sind. Wir hielten sie vorsichtshalber für Fahrwasserbegrenzungen. An Backbord (links) sehen wir eine Reihe Heckbojen und steuern die erste an. Da wir den Klüverbaum (Verlängerung vor dem Bug für das Genackersegel) noch ausgefahren haben, können wir nur rückwärts anlegen, sonst rammen wir mit dem Baum den Steg. 

Das Anlegen geht bilderbuchmässig bis auf die "Kleinigkeit", dass das Wasser am Steg nicht tief genug ist: Das Ruder setzt auf! Also zurück und um die Boje drehen. 
Was nun kommt, ist eher Hafenkino: Als erstes setzen wir auch hinter der Boje auf Grund. Nachdem wir freigekommen sind, kommt Wind auf. Wir treiben auf das nächste Boot zu. Es kommt, wie wir an der Fahne sehen, aus Deutschland und hat auch eine Mitsummsail-Fahne. Skipper Andreas (er ist die Midsummersail, wie wir später erfahren, einhand (allein) gesegelt) steht bereit und wirft uns eine Leine zu. Aber Yvonne kann sie dreimal nicht fangen. "Lass mich mal, geh Du ans Ruder" sage ich und fange die Leine gleich beim ersten Mal. Tolle Leistung? Nein! Skipper Andreas hat sie diesmal so geworfen, dass ich sie gleich auf dem Bootshaken habe. Aus unserer vermurksten Situation kann er uns so herausziehen, indem ich mit dieser Leine an dem Bug krabbele und er seinerseits erst auf seinen Bug und dann auf den Steg. So ziehen wir uns langsam zu seinem Boot parallel.
Aber dann sitzen wir wieder fest. Skipper Andreas meint, wir sitzen erneut auf Grund. Ich bin eher  skeptisch, ziehe aber trotzdem den Kiel (500Kg) etwas hoch, was trotz Flaschenzug ziemlich schweisstreibend ist. Nun legt nebenan parallel noch ein kleines Motorboot an, dessen Leinen auch angenommen werden müssen, was Skipper Andreas zum Akrobaten werden lässt: mit dem Fuss hält er unsere Leine, mit der Hand macht er die neue Leine am Steg fest. Schliesslich sind wir alle vertäut.
Zeit für den ersten kleinen Schnack zwischen der bewundernden Yvonne und Skipper Andreas.
Wir verabreden uns zum gemeinsamen abendlichen Grillen mit Annette und ihm, die wir beide auf diese Weise kennen und schätzen lernen.

Davor aber laufen wir um die Bucht herum und kommen in völlig entwöhnten Turistenrummel. So entwöhnt, dass Yvonne nicht einmal im Restaurang etwas essen mag. Schnell wieder aufs Boot und Siesta!

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